Kollaborativ üben (Anwendungsfall 2)

Der zweite Anwendungsfall „Kollaborativ üben“ unterscheidet sich vom ersten Use Case Individuell üben dahingehend, dass nicht nur ein oder eine Lernende*r allein übt, sondern mehrere Lernende gemeinsam üben. Eine (professionelle) Lernbegleitung ist hierbei nicht vorgesehen. Zunächst sichten alle Lernenden individuell oder gemeinsam die Fallakte. Anschließend besichtigt beispielsweise eine Lernende die virtuelle Wohnung und bewertet die dargestellten Sachverhalte, während die anderen Lernenden sie beobachten und ihr bei Bedarf unmittelbares Feedback erteilen. Dabei ist denkbar, dass zum Beispiel nach einer festgelegten Zeitspanne oder der vollumfänglichen Bewertung eines Raumes ein anderer Lernender die Rolle des „aktiven Verwalters“ übernimmt und die bisherige Spielerin zur Beobachterin wird. Insofern die Lernenden über die hierfür erforderlichen Vorkenntnisse verfügen, können sie außerdem das didaktische Rollenspiel durchführen, wobei jeweils ein*e oder mehrere Lernende*r die Rollen des Verwalters bzw. der Mieterin übernehmen. Um einen Perspektivwechsel hervorzurufen und – damit einhergehend – Reflexionsprozesse anzuregen, können die Lernenden dabei auch während des Lernszenarios ihre Rollen tauschen. Voraussetzung hierfür ist, dass alle Lernenden am selben Ort real anwesend sind, um das Cardboard des „aktiven Verwalters“ jeweils an eine andere Person weitergeben zu können. Nach Beendigung der virtuellen Wohnungsabnahme erstellt ein bzw. erstellen mehrere oder alle Lernenden ein (eigenes oder gemeinsames) Übergabeprotokoll. Dieses kann anschließend – beispielsweise im Rahmen einer vergleichenden Auswertung der erstellten Protokolle – in der Gruppe diskutiert und reflektiert werden. Aus didaktischer Sicht bietet sich der skizzierte Use Case in erster Linie für die gemeinsame Bearbeitung des Szenarios durch eine Gruppe von Berufsschüler*innen oder Weiterzubildenden im Rahmen von entsprechenden Angeboten an. Die Übung kann in einer Präsenzveranstaltung stattfinden, in der die Lernenden mehrere Übungsgruppen bilden, oder als zeitlich und lokal flexible Vor- bzw. Nachbereitungsmaßnahme erfolgen.